
Bürgerwissenschaften
Unter Bürgerwissenschaften (engl. Citizen Science) versteht man die aktive Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern, die nicht hauptamtlich in der Forschung bzw. dem entsprechenden Wissenschaftsbereich tätig sind, an wissenschaftlichen Projekten und Prozessen. Dabei können sich die Teilnehmenden in verschiedenem Maße engagieren. So ist je nach Projekt eine Beteiligung bei der Erhebung von Daten, bei der Auswertung, an komplexeren Forschungsaufgaben und sogar an der Entwicklung von Forschungsfragen oder ganzen Projekten sowie der Kommunikation der Forschungsergebnisse möglich.
Bürgerwissenschaften erleben seit einigen Jahren in Deutschland einen enormen Aufschwung. Das Leibniz-IZW begann bereits im Jahr 2011 damit, Bürgerinnen und Bürger in wissenschaftliche Projekte einzubinden und hat seitdem Bürgerwissenschaften als strategisches Instrument für den Wissenstransfer kontinuierlich weiterentwickelt. Unter anderem haben wir in Zusammenarbeit mit Partnern aus der Schweiz und Österreich (Verein StadtNatur Zürich, Veterinärmedizinische Universität Wien) die Website https://berlin.stadtwildtiere.de ins Leben gerufen, auf der Interessierte nicht nur viele Informationen über Wildtiere finden, sondern auch Sichtungen von Wildtieren in Berlin melden und damit zur Datensammlung beitragen können. Darüber hinaus führen wir momentan Citizen Science-Projekte durch, in denen Berliner*innen u.a. folgendes tun können:
- Eichhörnchen melden: Wo in Berlin leben Eichhörnchen? Bürgerwissenschaftenprojekt lädt zum Mitmachen ein. Jede oder jeder Interessierte kann zwischen 18. Mai und 15. Oktober 2020 mitmachen und Beobachtungen auf der Webseite des Projekts „Berliner Stadtwildtiere“ auch ohne vorherige Registrierung eintragen.
- Igelsichtungen melden: Igel in Berlin oder Brandenburg entdeckt? Beteilige Dich am wissenschaftlichen Langzeit-Monitoring oder melde deine Sichtungen (auch ohne Registrierung) und hilf dadurch mit zu erforschen, wie es dem Igel geht. (Mehr allgemeine Informationen zum Projekt zu Igeln in Berlin.)
- Mücken sammeln: Sie können dazu beitragen, einen Überblick über die Wirbeltiervielfalt in Berlin zu gewinnen, indem sie wirbellose Organismen wie Mücken und Fliegen sammeln, die sich von Wirbeltieren oder ihrem Kot ernähren, damit diese den Wissenschaftler*innen für DNA-Analysen (sogenannte iDNA; “invertebrate-derived DNA”) zur Verfügung stehen (in Zusammenarbeit mit dem Berlin Center for Genomics in Biodiversity Research).
- Mit Fledermausdetektoren Rufe von Fledermäusen aufnehmen: Projekt Fledermausforscher in Berlin im Verbundprojekt WTimpact
- Mit Hilfe von Wildtierkameras Bilder von wildlebenden Säugetieren in Privatgärten aufnehmen: Projekt Fledermausforscher in Berlin und Wildtierforscher in Berlin im Verbundprojekt WTimpact.
Des Weiteren ist das IZW aktiv an der konzeptionellen Weiterentwicklung von Citizen Science beteiligt, so z.B. als Teil des Konsortiums, das eine Citizen Science-Strategie für Deutschland entwickelt hat und der COST Action (European Cooperation in Science & Technology), die es sich zum Ziel gemacht hat, Bürgerwissenschaften in Europa zu fördern. Darüber hinaus ist Miriam Brandt, Leiterin der Abteilung Wissenschaftsmanagement, Koordinatorin des Leibniz-Forschungsnetzwerks Citizen Science und seit 2017 führen wir ein Verbundprojekt mit Bildungsforschern und Psychologen durch, um den Effekt von Citizen Science auf die Projektteilnehmenden zu untersuchen (https://www.wtimpact.de). Sophia Kimmig und Sarah Kiefer sind (Gründungs)-Mitglieder der BürgerSchaffenWissen-AG Citizen Science Berliner Raum. Desweiteren ist das IZW Mitbegründer und Mitglied der der European Citizen Science Association (ECSA).