In welchen Ökoystemen arbeitet das Leibniz-IZW und warum?

Landschaften in Mitteleuropa sind stark vom Menschen beeinflusst; hier muss der Schutz natürlicher Lebensgemeinschaften und Ökosystemprozesse verbessert werden. Dies ist von großer Bedeutung für die Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie und der Biodiversitätsstrategie der Bundesregierung und entspricht dem Auftrag, unsere Lebensräume zum Nutzen aller zu erhalten. Um die wissenschaftliche Grundlage für Landnutzungs- und Naturschutzentscheidungen zu liefern, ist es aufschlussreich, Wildtierpopulationen in anthropogen veränderten Gebieten, in vollständig neuen, anthropogen geformten Lebensräumen und – wo möglich –in vollständig natürlichen Lebensräumen zu vergleichen. Die Stadt als ein neu geschaffener Lebensraum bietet ideale Bedingungen, um im Vergleich mit den Populationen ländlicher Gebiete die Anpassungsfähigkeit von Wildtieren zu untersuchen.

Afrikanische Savannen gelten als Modellsysteme für die Erforschung artenreicher Lebensgemeinschaften von Herbivoren und Prädatoren, von Pathogen-Wirt-Systemen, bei denen Wildtiere, Haustiere und der Mensch beteiligt sein können, sowie von Landnutzungskonflikten zwischen der örtlichen Bevölkerung und Wildtieren, v.a. Raubtieren und Elefanten. Das Leibniz-IZW unterhält mehrere Langzeitprojekte, in denen diese Themen an Wildtieren untersucht werden. Solche Untersuchungen sind essentiell, um die individuelle Lebensgeschichte von Wildtieren verfolgen und langfristige Effekte nachweisen zu können.

Das Leibniz-IZW baut auch seine Untersuchung des Artenreichtums tropischer Regenwälder aus, die eine Schlüsselrolle für den gesamten Planeten spielen. Tropische Regenwälder gelten als Modellsysteme für die Untersuchung von Konkurrenz und Koexistenz von eng verwandten und/oder ökologisch ähnlichen Arten in artenreichen Lebensgemeinschaften. Am Leibniz-IZW wird untersucht, wie solche Gemeinschaften strukturiert sind und in welcher Weise sie durch unterschiedliche Nutzungsformen der Regenwälder beeinträchtigt oder verändert werden. Ein Schwerpunkt liegt seit zehn Jahren auf Artengemeinschaften im südostasiatischen Raum, die 2009 von der IUCN als einer der drei wichtigsten gefährdeten Artengruppen („major extinction crises“) neben dem Amphibien- und Korallensterben identifiziert wurden.