Welche Wildtierarten untersucht das Leibniz-IZW und warum?

Die Forschungsarbeit des Leibniz-IZW fokussiert auf Säugetiere und Vögel, die besondere Herausforderungen an den Artenschutz stellen, sowie Tierarten

  • mit überragender ökologischer Bedeutung als Schlüsselarten für das Funktionieren wichtiger Ökosysteme („keystone species“),
  • im Mittelpunkt von Landnutzungskonflikten („conflict species“),
  • mit wichtiger Funktion für den Schutz von Lebensräumen (Leitarten, „umbrella species“),
  • die sich als Aushängeschild („flagship species“) eignen, um für einen nachhaltigen Umgang mit natürlichen Ressourcen zu werben,
  • mit Indikatorfunktion für Gefährdungen der Diversität und der Funktion von Ökosystemen („indicator species“),
  • mit einzigartigen evolutionären Anpassungen („exemplary species“), sowie
  • an denen neue Konzepte und Methoden untersucht werden können, bevor sie an bedrohten Populationen oder Arten angewandt werden („model species“).

Zu diesen Arten gehören unter anderem

  • große Raubtiere, Elefanten, Nashörner, Fledermäuse, Huftiere und Seeadler, bei denen sich das Leibniz-IZW eine besondere Kompetenz erworben hat. Diese Arten haben komplexe und wenig verstandene Anpassungen entwickelt, und sie reagieren oft empfindlich auf Störungen und anthropogene Veränderungen ihres Lebensraumes. Aufgrund der Verschlechterung ihrer gegenwärtigen Existenzbedingungen haben viele dieser Wildtierarten eine wichtige Indikatorfunktion für die globale Gefährdung der Lebensvielfalt und des Wirkungsgefüges in natürlichen Lebensräumen (Biodiversität).
  • (insbesondere) Säugetierarten aus dem südostasiatischen Raum, denen sich das Leibniz-IZW in den letzten zehn Jahren intensiv widmete, da die Weltnaturschutzunion (IUCN) 2009 die Gefährdung großer südostasiatischer Tiere (Säugetiere und Reptilien) als einer der drei wichtigsten gefährdeten Artengruppen („major extinction crises“) neben dem Amphibien- und Korallensterben identifizierte.
  • Säugetier- und Vogelarten, die in Großstädten erfolgreich Fuß gefasst haben und somit als Beispiel für Arten dienen, die neue, vom Menschen geprägte Lebensräume besiedeln können.

Neben der Arbeit mit Freilandpopulationen und Wildtieren in menschlicher Obhut besitzt das Leibniz-IZW auch eine Feldforschungsstation. Dort züchtet das Leibniz-IZW für wissenschaftliche Untersuchungen Rehe und Feldhasen, deren Haltung sehr anspruchsvoll ist und deshalb in anderen Einrichtungen nicht durchgeführt wird. Seit 2010 hält das Institut dort eine Kolonie von Alpenmurmeltieren, seit 2017 werden auch Fledermäuse gehalten. Die Feldforschungsstation bietet Gelegenheit für Experimente an Wildtieren unter kontrollierten Bedingungen.