Ultraschalluntersuchungen bringen neue Erkenntnisse zur Fortpflanzung der Grottenolme

Foto: Anne Ipsen

Erst kürzlich konnte Prof. Thomas Hildebrandt, Leiter der Abteilung für Reproduktionsmanagement des Leibniz-IZW, gemeinsam mit australischen Kollegen eine echte Neuentdeckung zur Reproduktion im Tierreich machen: Mittels Ultraschall wiesen sie nach, dass Sumpfwallabys einen neuen Embryo vor der Geburt des vorherigen Nachwuchses entwickeln und dadurch parallele Schwangerschaften in unterschiedlichen Entwicklungsstadien aufweisen. Nun zeigte Hildebrandt gemeinsam mit seiner Mitarbeiterin Dr. Susanne Holtze auch bei Grottenolmen bislang unbekannte Reproduktionsmechanismen: Die Befruchtung der Eizellen der seltenen, amphibischen Höhlenbewohner findet im Inneren des Grottenolmweibchens und erste Entwicklungsschritte des Embryos bereits im Eileiter statt.

Grottenolme gehören zu den kurioseren Einfällen der Natur. Diese bis zu 40 Zentimeter langen Amphibien, die zur Ordnung der Schwanzlurche gehören und mit Salamandern verwandt sind, verbringen ihr erstaunlich langes Leben von teilweise über 70 Jahren in einer Mischung aus Larven- und Erwachsenenstadium in Höhlengewässern. Dieses als Neotenie bekannte Phänomen, dass Larven- oder Jugendmerkmale bis weit in das geschlechtsreife Alter fortbestehen und Alterungsprozesse signifikant verzögern, tritt auch bei Axolotl und Nacktmull auf. Grottenolme sind in Slowenien und dem Dinarischen Gebirge auf dem Balkan beheimatet, einzelne Populationen in Höhlen in Frankreich und Italien sind künstliche Ansiedlungsversuche. Auch im Harz, in der Hermannshöhle in Sachsen-Anhalt wurden in den 1930er und 1950er Jahren insgesamt 18 Olme ausgesetzt.

Genau dort machte das Team der Abteilung für Reproduktionsmanagement nun die Neuentdeckung. Sie fingen drei der Grottenolmweibchen und untersuchten ihre Reproduktionsorgane mit einem speziellen mobilen Ultraschallgerät. „Das erste Weibchen hatte einen inaktiven Eierstock, hat also vermutlich Eier abgelegt. Das zweite war direkt in der Eiablage. In den stark aktiven Eileitern haben wir Eier entdeckt in einer Dimension, die wir noch nie gefunden haben. Und eine interne Struktur, die vermuten lässt, dass hier die Embryonalentwicklung begonnen hat“, sagte Hildebrandt der Lokalzeitung Volksstimme. Dies zeige nun erstmals, dass die Befruchtung bereits im Innern des Grottenolmweibchens passiert und die ersten Entwicklungsschritte bereits im Eileiter stattfinden. Eine Bestätigung dieses Befundes durch eine erneute Untersuchung steht noch aus, aber Hildebrandt ist sich „zu 90 Prozent sicher“.

Foto: Anne Ipsen

Die Untersuchung ist Teil eines Projekts zur Erforschung der Grottenolmpopulation in der Hermannshöhle sowie zur Verbesserung der Fortpflanzungsbedingungen im Olmensee der Höhle. Zwar konnten in der Vergangenheit Eier gefunden werde, doch Nachwuchs gab es bislang keinen. Das Projekt wird koordiniert von Dr. Anne Ipsen von der Gesellschaft für Freilandökologie und Naturschutzplanung (GFN), seit 2015 in enger Kooperation mit den Reproduktionsspezialisten des Leibniz-IZW.

 

 

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