Seeadler Gesundheitsmonitoring

Der größte Adler Europas reagiert empfindlich auf Umweltbelastungen und wird daher in seiner Gesundheit und Populationsentwicklung überwacht.

Projektdetails
Laufzeit: Langzeitprojekt
Drittmittelfinanziert: teilweise
Beteiligte Abteilung(en): Abt. Wildtierkrankheiten, Abt. Evolutionsgenetik, Abt. Reproduktionsbiologie
Projektleitung im Leibniz-IZW: Oliver Krone (Abt. Wildtierkrankheiten)
Projektbeteiligte im Leibniz-IZW:

Claudia Szentiks, Kristin Mühldorfer (alle: Abt. Wildtierkrankheiten), Jörns Fickel (Abt. Evolutionsgenetik), Jella Wauters (Abt. Reproduktionsbiologie)

Konsortialpartner: -
Aktuelle Förderorganisation: World Wide Fund for Nature (WWF)
Forschungsschwerpunkte:
Verständnis von Merkmalen und evolutionären Anpassungen
Verständnis von Wildtiergesundheit und gestörter Homeostase
Verständnis von Herausforderungen für Wildtiere
Verbesserung der Lebensfähigkeit von Wildtierpopulationen

 

Der Seeadler als Indikatorart reflektiert wie kaum ein anderes Tier den Zustand und Umgang des Menschen mit der Natur. Nahezu ausgerottet erholen sich die Europäischen Seeadler Populationen dank intensiver Schutzmaßnahmen. Der Seeadler ist eine so genannte „Regenschirm-Art“ unter dessen Schirm eine Vielzahl von anderen Tier- und Pflanzenarten vom Lebensraumschutz des Adlers profitieren. Weil ihn ein jeder kennt und er sehr charismatisch ist, findet sein Schutz eine breite Zustimmung in der Bevölkerung. In Deutschland ist er eine „Flaggschiff-Art“ für den Arten- und Naturschutz.

Dennoch zeichnet sich ein erhebliches Gefährdungspotential ab, da er als Top-Prädator am Ende der Nahrungskette besonders empfänglich für Umweltgifte ist. Unsere Untersuchungen haben gezeigt, dass Bleivergiftungen für ein Dritteln aller tot aufgefundenen Seeadler verantwortlich sind, in einigen Schutzgebieten sogar bis zu 50 % ausmachen. Neuste Untersuchungen belegen, dass zusätzlich 30 % aller untersuchten Seeadler erhebliche Bleikonzentrationen in den Knochen aufweisen. Das zeigt, dass Bleibelastungen ein erhebliches Problem darstellen. Die kontinuierliche Forschung, der Wissenstransaustausch und das stetige Informieren von Politikern, Entscheidungsträgern und Stakeholdern ist notwendig, um das Problem der Verwendung bleihaltiger Jagdmunition in absehbarer Zeit lösen zu können. Andere Umweltgifte aus der Landwirtschaft, Haushalten, Human- und Veterinärmedizin werden bereits in Adlerküken nachgewiesen, deren Auswirkungen auf die Gesundheit noch völlig unbekannt sind. Infektionskrankheiten, wie beispielsweise das Aviäre Influenza Virus, beeinträchtigen zudem die Gesundheit der Population. Wildtier-Mensch-Konflikte erlebt der Seeadler, wenn es um die Neuanlage von Windkraftanlagen geht, den zunehmenden Tourismus an der Ostsee und in der Mecklenburger Seenplatte und er als Prädator zum Nahrungskonkurrent von bestimmten Interessengruppen stilisiert wird.

Im Seeadler-Gesundheitsmonitoring werden die tot aufgefundenen Seeadler auf ihre Todesursachen untersucht, Bleiwerte ermittelt und Vergiftungs- und Unfallschwerpunkte erfasst. Darüber hinaus wird die Populationsentwicklung beobachtet, Sterblichkeitsraten ermittelt und Stressbelastungen festgestellt. Dies erfolgt mit modernsten Labormethoden, aber auch im Feld mit Hilfe nicht-invasiver Probenentnahmen und dem Einsatz von Drohnen.

Ausgewählte Publikationen

Krone O, Bailey LD,  Jähnig S, Lauth T, Dehnhard M (2019) Monitoring corticoid metabolites in urine of white-tailed sea eagles: Negative effects of road proximity on breeding pairs. Gen Comp Endocr, 283

Heuck C, Herrmann C, Levers C, Leitão PJ, Krone O, Brandl R, Albrecht J (2019) Wind turbines in high quality habitat cause disproportionate increases in collision mortality of the white-tailed eagle. Biol Conservation, 236: 44-51.

Trinogga A, Courtiol A, Krone O (2019) Fragmentation of lead-free and lead-based hunting rifle bullets under real life normal German hunting conditions. AMBIO, 48: 1056–1064. DOI: 10.1007/s13280-019-01168-z

Movalli P, Krone O, Osborn D, Pain D (2018) Monitoring contaminants, emerging diseases and environmental change with raptors and links to human health. Bird Study. https://doi.org/10.1080/00063657.2018.1506735

Krone O, Globig A, UlrichR, HarderT, Schinköthe J, Herrmann C, Gerst S, Conraths FJ, Beer M (2018) White-tailed sea eagle (Haliaeetus albicilla) die-off due to infection with highly pathogenic avian influenza virus, subtype H5N8, in Germany. VIRUSES 10(9), 478; https://doi.org/10.3390/v10090478

Krone O, Treu G (2018) Movement Patterns of White-tailed Sea Eagles near Wind Turbines. JWM 82(7): 1367-1375; DOI: 10.1002/jwmg.21488

Nadjafzadeh M, Hofer H, Krone O (2016) Sit-and-wait for large prey: foraging strategy and prey choice of White-tailed Eagles. Journal of Ornithology, 157:165–178. doi:10.1007/s10336-015-1264-8.

Nadjafzadeh M, Voigt C, Krone O (2016) Spatial, seasonal and individual variation in the diet of White-tailed Eagles Haliaeetus albicilla assessed using stable isotope ratios. Ibis, 158, 1–15. DOI: 10.1111/ibi.12311

Nadjafzadeh M, Hofer H, Krone O (2015) Lead exposure and food processing in white-tailed eagles and other scavengers: an experimental approach to simulate lead uptake at shot mammalian carcasses. European Journal of Wildlife Research. 61 (5): 763-774. DOI: 10.1007/s10344-015-0953-1

Van den Brand JMA, Krone O, Wolf PU, van de Bildt MWG, van AmerongenG, Osterhaus ADME, Kuiken T (2015) Host-specific exposure and fatal neurologic disease in wild raptors from highly pathogenic avian influenza virus H5N1 during the 2006 outbreak in Germany. Veterinary Research 46: 24. DOI:10.1186/s13567-015-0148-5