Abteilung für Wildtierkrankheiten: Forschungsfokus
Wildtiermikroben machen weltweit den größten Teil der der gesamten Erregervielfalt aus – weit mehr als diejenigen, die Menschen und domestizierte Tiere befallen. Die Zoonoseforschung (Zoonosen sind Krankheiten, die von Tieren auf den Menschen übertragbar sind) konzentriert sich jedoch meist auf die Übertragung von Krankheitserregern von Wildtieren auf den Menschen. Dabei werden die Anpassungsfähigkeit von Mikroorganismen, die Vielfalt möglicher Wirtsreaktionen und die Anpassungsfähigkeit des Wirts in der Natur unterschätzt. Auch der Erfolg von Erhaltungszuchtprogrammen kann gefährdet sein, wenn Krankheits- und Gesundheitsaspekte der Tiere nicht berücksichtigt werden.
In unserer Forschung konzentrieren wir uns auf die Erreger und Schadstoffe, die auf Wildtiere einwirken oder unter ihnen zirkulieren, sowie auf deren Auswirkungen auf die Wirtstiere. Dabei untersuchen wir das einzelne Individuum (Fallstudien) über die Populationen bis hin zur Ebene der Arten. Die Analyse reicht von der groben anatomischen Auswertung bis hin zu detaillierten molekularen Ansätzen unter Nutzung von „-Omics-Technologien“, je nach Fragestellung oder der zu prüfenden Hypothese. Die Forschung in der Abteilung ist interdisziplinär und repräsentiert Veterinärmedizin und Biologie. Viele Projekte haben ihre Wurzeln in den ökologischen oder evolutionären Wissenschaften, die für das Verständnis von Krankheiten über den Einzelfall hinaus entscheidend sind. Ein Schwerpunkt ist dabei die Untersuchung der Faktoren, die die Immunität und die allgemeine Wirtsabwehr beeinflussen, einschließlich der Anpassung der Wirte an verschiedene Umgebungen und Pathogene. Unsere Forschung konzentriert sich auf die Pathogen-Wirt-Beziehung; daher erfordern viele Projekte die Untersuchung mehrerer Wirte und komplexer Pathogen-Wirt-Übertragungsnetzwerke. Dies ist der Fall z.B. bei der Erforschung der mikrobiellen Anpassungsfähigkeit sowie der evolutionären und ökologischen Faktoren, die der Wirtsreaktion zugrunde liegen. Die Mehrzahl der Projekte stellt Langzeitstudien dar und beinhaltet oft auch Feldarbeit.
Das Wissen, das wir über Wildtierkrankheiten und die Gesundheit der Bevölkerung generieren, unterstützt die Bemühungen um den Naturschutz. Wir arbeiten eng mit zoologischen Gärten, Managern freilebender Wildtiere und anderen Interessengruppen zusammen, um deren Arbeit wissenschaftlich zu unterstützen.