Abteilung für Reproduktionsmanagement: Forschungsfokus

Das ultimative Ziel unserer Arbeit ist es, die Reproduktionsleistung bei gefährdeten und kritisch bedrohten Arten zu verbessern. Unsere Forschungsaktivitäten konzentrieren sich auf das Verständnis spezifischer Reproduktionsmerkmale und der Reproduktionsmorphologie und -physiologie bei Wildtierarten, um neue Reproduktionsmanagement-Programme zu entwickeln, zum Beispiel für den Asiatischen Löwen, den Iberischen Luchs, das Sumatra- oder das Nördliche Breitmaulnashorn. Insbesondere leistet unsere Abteilung Pionierarbeit bei der künstlichen Besamung, der Gametenentnahme, der in-vitro-Embryonenproduktion und dem Embryotransfer für gefährdete und kritisch bedrohte Wildtierarten.

Für den langfristigen Erhalt der Biodiversität und die Grundlagenforschung gewinnt das Biobanking zunehmend an Bedeutung. Unsere Abteilung sammelt und verwaltet gefrorene Samenproben von mehr als 45 gefährdeten oder sogar ausgestorbenen Arten und eine Sammlung kryokonservierter Gewebe- und Fibroblastenkulturen von mehr als 150 gefährdeten Arten als Beitrag zur Kryobank des Leibniz-IZW und anderen europäischen Kryobanken. Eine weitere Besonderheit ist eine Sammlung von induzierten pluripotenten und embryonalen Stammzelllinien von 9 gefährdeten Arten. Dazu arbeiten wir mit dem Deutschen Stammzellnetzwerk zusammen, um dieses aufstrebende Forschungsgebiet potenziell für die in-vitro-Gametenproduktion von gefährdeten Arten zu nutzen.

Zum Verständnis von Reproduktionsstrategien und evolutionären Anpassungen verwenden wir verschiedene Modelltierarten für experimentelle Längsschnittstudien: Nacktmull, Schaf, Feldhase und Reh. Die sexuelle Selektion wird durch morphologische und akustische Rekonstruktion des Stimmkastens untersucht.

Unsere Langzeitforschung zur Wildtiergesundheit hat ein neues wissenschaftliches Konzept in der Naturschutzmedizin etabliert: Asymmetrische Reproduktionsalterung (asymmetric reproductive aging), bei der es darum geht, dass in Menschenhand gehaltene Wildtiere sich zu wenig oder zu spät fortpflanzen. Dadurch überaltern die Fortpflanzungsorgane frühzeitig und entwickeln Krankheiten, die im schlimmsten Fall zur Unfruchtbarkeit führen können. Da dies bei seltenen Tierarten unerwünscht ist, wird dieses Konzept heutzutage bereits als fester Bestandteil aller europäischen, asiatischen und amerikanischen Zuchtprogramme mitbedacht und Individuen wird frühzeitig die Fortpflanzung ermöglicht.