Forschungsprogramm

Das Forschungsprogramm des Leibniz-IZW basiert auf der Mission „evolutionäre Wildtierforschung für den Artenschutz“. Mit der Mission arbeiten wir auf die Vision hin, die Anpassungsfähigkeit von Wildtieren im Kontext des globalen Wandels zu verstehen und zu verbessern.

Um eine Forschungsagenda im Sinne dieser Mission umzusetzen, kombiniert das Leibniz-IZW verschiedene Bereiche der Biologie und der Veterinärmedizin. Wir führen wenn möglich langfristige Projekte durch, die eine Brücke zwischen Feldforschung, Laborarbeit, Biobanking, Datenanalyse, mathematische Modellierung und Zusammenarbeit mit Stakeholdern schlagen – dies gibt uns die Möglichkeit, sowohl die Funktion als auch die evolutionären Konsequenzen von Merkmalen zu klären. Auf diese Weise können wissenschaftliche Fragestellungen umfassend und integrativ angegangen und tiefere Einblicke gewonnen werden, als dies in kurzfristigen, monodisziplinären Studien möglich ist. Zum Beispiel können wir die Auswirkungen auf der Ebene der ökologischen Arten viel besser verstehen, wenn wir die Mechanismen berücksichtigen, mit denen Individuen auf Umweltänderungen reagieren. Die Integration von Disziplinen wie der Genetik oder der Ökologie stabiler Isotope mit der räumlichen Modellierung eröffnet neue Perspektiven für die Bewertung der biologischen Vielfalt. Und durch die Verknüpfung der Expertise von Veterinärwissenschaftlerinnen und Biologen können wir die Reproduktionsbiologie von Wildtieren aufklären oder bisher unbekannte Krankheiten bei Wildtieren diagnostizieren.

Das Leibniz-IZW ist in den drei Programmbereichen „Forschung zu Anpassungsfähigkeit von Wildtierpopulationen im Kontext des globalen Wandels“, „Methodenentwicklung, Infrastruktur und Dienstleistungen für die Wissenschaftsgemeinschaft“ und „Wissenstransfer und -austausch“ aktiv. In den drei Programmbereichen arbeitet das Leibniz-IZW vor allem an der Erreichung folgender Leistungsziele:

Merkmale: Verständnis von Merkmalen und evolutionären Anpassungen

Dieser Forschungsfokus liefert wichtige Erkenntnisse darüber, ob, mit welchen Mechanismen und mit welchen Konsequenzen Wildtierpopulationen auf natürliche und anthropogene Veränderungen und Herausforderungen reagieren, welches genetische Potential und welche reproduktiven, physiologischen, immunologischen, ökologischen oder verhaltensmäßigen Reaktionsnormen sie besitzen, um Herausforderungen erfolgreich zu bewältigen. Dazu gehört auch das Verständnis der evolutionären Vergangenheit von Wildtierarten und der Evolution wichtiger Krankheitserreger von Wildtieren.

Gesundheit: Verständnis von Wildtiergesundheit und gestörter Homeostase

Für die Widerstandsfähigkeit von Wildtieren gegenüber Umweltveränderungen und die Grenzen von Anpassungsfähigkeit spielen Gesundheitsstatus, Belastungszustände und Krankheiten eine wichtige Rolle. Die Wechselbeziehungen von Krankheitserregern und Wirtsorganismen beeinflussen Wildtiere in ihrer gesamten Lebensgeschichte. Aufgrund des gegenwärtigen globalen Wandels sind Wildtierpopulationen einer Vielzahl neuer Krankheitserreger und Übertragungswege ausgesetzt und müssen gleichzeitig anthropogene Herausforderungen bewältigen, die zusätzliche Belastungen erzeugen und sie für Krankheiten anfälliger machen können.

Herausforderungen: Verständnis der Herausforderungen für Wildtiere

Um die Anpassungsfähigkeit von Wildtieren im globalen Wandel zu verstehen, ist es essenziell zu untersuchen, mit welchen Herausforderungen Wildtiere konfrontiert sind. Diese Herausforderungen können natürlicher Art sein und z.B. durch die Interaktion mit anderen Arten entstehen, etwa mit Pathogenen, Räubern oder invasiven Arten. Inzwischen sind aber auch nahezu alle Ökosysteme der Erde durch menschliche Aktivitäten beeinflusst. Für den Natur- und Artenschutz sind daher dringend Erkenntnisse vonnöten, wie sich Veränderungen der Landnutzung, Klimawandel und Mensch-Wildtier-Konflikte auf Wildtierpopulationen auswirken. Dies ermöglicht es, konkrete Herausforderungen im Artenschutz zu identifizieren und zu spezifizieren. 

Artenschutz: Verbesserung der Lebensfähigkeit von Wildtierpopulationen

Hier entwickeln wir innovative Konzepte und Methoden für den Schutz und das Management bedrohter Wildtierarten. Das Leibniz-IZW verfolgt dabei integrative Ansätze, die die Populationen in menschlicher Obhut wie in freier Wildbahn gemeinsam berücksichtigen. Dazu gehören die Erarbeitung und Weitergabe wissenschaftlicher Grundlagen für Entscheidungen im Artenschutz, die Durchführung fundierter veterinärmedizinischer Interventionen , z.B. bei der assistierten Reproduktion, die Weiterentwicklung von Verfahren zur Beteiligung von Interessensgruppen an der Entwicklung und Durchführung von Forschungsprojekten (Stakeholderprozess)und der Einsatz unserer Modellierungskompetenz, um die Folgen anthropogener Einflüsse und den Erfolg möglicher Schutzmaßnahmen zu prognostizieren.

Werkzeuge: Entwicklung neuer Theorien, Methoden und Werkzeuge

Wesentlicher Teil der Forschungsarbeit und der spezifischen Expertise des Instituts ist die Weiterentwicklung bestehender sowie die Entwicklung neuer Methoden in der Wildtierforschung, theoretischer und mathematischer Modelle sowie statistischer Analysetools. Diese stellen wir der Wissenschaftsgemeinschaft zur Nutzung zur Verfügung.