Physiologie, Ökologie und Schutz von migrierenden Fledermäusen

In diesem Projekt wird erforscht, wie migrierende Fledermäuse ihren Weg auf ihren jährlichen, über Tausende Kilometer langen Wanderungen finden und welchen spezifischen Risiken sie ausgesetzt sind, wenn sie sich in anthropogen geprägten Landschaften fortbewegen.

Projektdetails
Laufzeit: seit 05/2011
Drittmittelfinanziert: ja
Beteiligte Abteilung(en): Abt. Evolutionäre Ökologie, Abt. EvolutionsgenetikAbt. Wildtierkrankheiten, Abt. Ökologische Dynamiken
Projektleitung im Leibniz-IZW: Christian Voigt (Abt. Evolutionäre Ökologie)
Projektbeteiligte im Leibniz-IZW: Shannon Currie (Abt. Evolutionäre Ökologie), Gábor Czirják (Abt. Wildtierkrankheiten), Jörns Fickel (Abt. Evolutionsgenetik), Stephanie Kramer-Schadt (Abt. Ökologische Dynamiken)
Konsortialpartner: Gunārs Pētersons (Agricultural University of Latvia, Lettland), Oskars Keiss (University of Latvia, Lettland), Anders Hedenström (University of Lund, Schweden), Richard Holland, Oliver Lindecke (University of Bangor, Vereinigtes Königreich), Antje Seebens-Hoyer (NABU Mecklenburg-Vorpommern)
Aktuelle Förderorganisation: Verschiedene Zuwendungsgeber, u.a. Deutsche Forschungsgemeinschaft, Bundesamt für Naturschutz (in Kooperation mit NABU Mecklenburg-Vorpommern, Alexander-von-Humboldt-Stiftung)
Forschungsschwerpunkte: Verständnis von Merkmalen und evolutionären Anpassungen
Verständnis von Wildtiergesundheit und gestörter Homeostase
Verständnis von Herausforderungen für Wildtiere
Verbesserung der Lebensfähigkeit von Wildtierpopulationen

 

Migrierende Tiere sind gegenüber anthropogenen Umweltänderungen besonders anfällig, da sie während ihrer jährlichen Wanderungen auf viele Habitate als Korridore und Rastplätze angewiesen sind. Der wirksame Schutz migrierender Tiere ist bislang nur bedingt möglich, da über viele Aspekte der Migration wie zum Beispiel die zeitlichen und räumlichen Muster und die zugrunde liegenden Ursachen sehr wenig bekannt ist. Dies trifft besonders für solche Arten zu, die sehr versteckt ihre jährliche Wanderung durchführen. Fledermäuse gehören zu diesen Arten – so wandern einige Fledermausarten jährlich einige tausend Kilometer zwischen ihren Sommerlebensräumen in Nordosteuropa und ihren Überwinterungsgebieten in Südwesteuropa.

Wir untersuchen die zeitlichen und räumlichen Muster der Migration in Zusammenspiel mit der Physiologie und der sensorischen Ökologie der Tiere. In unserem Projekt thematisieren wir sowohl Fragen aus der Grundlagenforschung als auch Naturschutzfragen.

Feldarbeit in Bezug auf Habitat-Nutzung, Bewegungsökologie, Sozialität migrierender Fledermäuse und die Abschätzung von Mensch-Fledermaus-Interaktionen wird durch die Abteilung Evolutionäre Ökologie geleistet, die geographische Zuordnung von Fledermäusen auf der Basis der Analyse stabiler Isotope und räumlicher Statistik analysiert die Abteilung Evolutionsgenetik, die Immunologie migrierender Fledermäuse wird durch die Abteilung Wildtierkrankheiten erforscht, die Analyse der räumlichen Bewegungsmuster erfolgt in der Abteilung Ökologische Dynamiken. Als externer Kooperationspartner unterstützt der NABU Mecklenburg-Vorpommern das Projekt.

Dieses Langzeitprojekt wurde 2011 als Kooperation zwischen dem Leibniz-IZW und der Agrartechnischen Universität in Jelgava sowie der Universität Riga (beide Lettland) gestartet. Unser Hauptuntersuchungsgebiet liegt in Lettland im Zentrum eines Migrationskorridors, durch den jedes Jahr Tausende von Fledermäusen wandern. Darüber hinaus führen wir Feldarbeiten an weiteren Standorten der Zugstrecke durch.

Unsere physiologischen Arbeiten konzentrieren sich auf die metabolischen Grenzbedingungen der Fledermausmigration (s. Projekt „Energie für Ausdauerleistungen“) sowie auf die Immunologie migrierender Tiere. Der verhaltensökologische Teil unserer Arbeit fokussiert auf die Navigationsfähigkeiten migrierender Fledermäuse sowie auf das Sozialverhalten während der Migration. Zusätzlich untersuchen wir, welchen Einfluss anthropogene Faktoren wie Lichtverschmutzung, Windkraftanlagen und Landnutzungsänderungen auf Zugfledermäuse haben.

Unsere Kooperationspartner in Lettland unterstützen unsere Feldarbeiten. Unsere internationalen wissenschaftlichen Partner bringen ihre Expertise im Bereich Tiernavigation und Flugphysiologie in unser Projekt ein.

Ausgewählte Publikationen

Lindecke O, Elksne A, Holland RA, Pētersons G, Voigt CC (2019): Experienced migratory bats integrate the sun’s position at dusk for navigation at night. CURR BIOL 29, 1369-1373.

Troxell SA, Holderied MW, Pētersons G, Voigt CC (2019): Nathusius' bats optimize long-distance migration by flying at maximum range speed. J EXP BIOL, 222, jeb176396.

Lindecke O, Elksne A, Holland RA, Pētersons G, Voigt CC (2019): Orientation and flight behaviour identify the Soprano pipistrelle as a migratory species at the Baltic Sea coast. J ZOOL, 308, 56-65.

Costantini D, Lindecke O, Pētersons G, Voigt CC (2018): Migratory flight imposes oxidative stress in bats. CURR ZOOL 65, 147-153.