Infektionen des 21. Jahrhunderts – Neuer Leibniz-Forschungsverbund

TEM-Aufnahme: Tuberkulose-Granulom mit Mykobakterien. Foto: Gudrun Wibbelt/ IZW
TEM-Aufnahme: Tuberkulose-Granulom mit Mykobakterien. Foto: Gudrun Wibbelt/ IZW

Das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) ist Mitbegründer des Leibniz-Forschungsverbundes „INFECTIONS´21 – Transmission Control of Infections in the 21th Century“ (Übertragungskontrolle von Infektionen des 21. Jahrhunderts). Der neue Leibniz-Verbund erforscht die Kontrolle, Prävention und Bekämpfung von Infektionskrankheiten. An dem interdisziplinären Projekt sind 14 Leibniz-Institute und drei externe Partner beteiligt. Der Verbund wird für vier Jahre mit einem Gesamtvolumen von 600.000 Euro gefördert.

Berlin, 05.03.2015. Infektionskrankheiten gehören zu den häufigsten Todesursachen weltweit und stellen eine große Herausforderung für das Gesundheitswesen im 21. Jahrhundert dar. Zwar konnten diese Krankheiten in den letzten Jahrzehnten dank verbesserter Hygiene sowie dem medizinischen Fortschritt vor allem in den Industrieländern zurückgedrängt werden – durch den Anstieg von Antibiotikaresistenzen, dem Auftreten neuer und zum Teil unbekannter Erreger und der zunehmenden Mobilität stehen wir heute jedoch vor neuen globalen Problemen, die gelöst werden müssen.

Zu Lande, zu Wasser und in der Luft – Infektionskrankheiten können sich auf die unterschiedlichste Weise verbreiten und auf den Menschen übertragen. Um diese Mechanismen zu verstehen und daraus Strategien für eine verbesserte Infektionskontrolle ableiten zu können, bedarf es der gesamtheitlichen Betrachtung unter Berücksichtigung von biomedizinischen, ökologischen, sozio-ökonomischen und politischen Aspekten. Das Ziel des Leibniz-Forschungsverbundes „INFECTIONS´21“ ist es, eine Kultur der interdisziplinären Kommunikation über die Fächergrenzen hinweg zu etablieren, und dadurch neue Strategien und Methoden für Frühwarnsysteme auch unter Beteiligung der Öffentlichkeit, ein verbessertes Management von Ausbrüchen und eine optimierte Eindämmung der Erregerausbreitung zu entwickeln.

Um diese Ziele zu erreichen, wurden vier exemplarische Forschungsprojekte identifiziert, die in den kommenden Jahren durch die gebündelte Expertise der 14 Leibniz-Institute und der ausgewählten, externen Partner bearbeitet werden. Diese fachübergreifenden Forschungsprojekte beschäftigen sich mit 1.) der Mensch-zu-Mensch-Übertragung am Beispiel von HIV und dem Tuberkuloseerreger in gesellschaftlichen Randgruppen, 2.) dem Einfluss von Umweltbedingungen auf die Verbreitung von Infektionskrankheiten die durch die Luft übertragen werden, wie beispielsweise Influenza, Meningitis, Tuberkulose oder Lungenentzündungen  3.) Gewässer als Knotenpunkte einer Verbreitung von Krankheitserregern zwischen verschiedenen Wirtsarten am Beispiel von Cholera, Influenza A-Viren und multiresistenten Staphylokokken und 4.) dem Klimawandel und der dadurch bedingten Ausbreitung von Insekten, die neue Infektionskrankheiten nach Deutschland tragen. 

„Zum Leben brauchen wir Wasser. Was wir aber bisher übersehen haben ist, dass Wasser auch eine zentrale Rolle in der Übertragung von infektiösen Krankheiten spielen kann. Das müssen wir unbedingt erforschen, um eine Gefährdungsabschätzung zu erhalten, und entsprechende Präventiv-Maßnahmen ergreifen zu können“, sagt Prof. Dr. Alex Greenwood, Abteilungsleiter Wildtierkrankeiten am IZW und Sprecher des Forschungsprojektes „Infektionsübertragung durch Gewässer“.

Neben der fachübergreifenden Kommunikation ist die Einbeziehung der Öffentlichkeit ebenfalls ein großes Anliegen: Regelmäßige Vorträge und Veranstaltungen für die breite Öffentlichkeit und so genannte „Citizen Science“-Projekte, Projekte an denen Bürger - die sich für Wissenschaft interessieren - direkt teilnehmen können, stehen ebenfalls auf der Agenda dieses Forschungs-Verbundes.

INFECTIONS´21 wurde Ende November 2014 vom Senat der Leibniz-Gemeinschaft für eine Förderung aus Mitteln des internen Wettbewerbs der Leibniz-Gemeinschaft zusätzlich zu elf bereits bestehenden Leibniz-Forschungsverbünden empfohlen. Für den Präsidenten der Leibniz-Gemeinschaft Matthias Kleiner ist INFECTIONS´21 ein Paradebeispiel für die disziplinübergreifende, vernetzte Leibniz-Forschung: „Infektionskrankheiten sind weltweit eines der drängendsten gesellschaftlichen Probleme des 21. Jahrhunderts. Sie grundlegend zu erforschen und zu bekämpfen ist kein rein medizinisch-biologisches Problem, sondern umfasst auch Aspekte der Umwelt, Politik oder kultureller Gepflogenheiten. Diese vielschichtigen Perspektiven bündelt der neue Leibniz-Forschungsverbund INFECTIONS´21, um konkrete Fortschritte für Menschen in aller Welt zu erzielen, erläutert Greenwood.“

 

Teilnehmende Institute und Partner des Forschungsverbundes „ INFECTIONS´21 “:

Leibniz-Institute:
 
  • Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW), Berlin    
  • Forschungszentrum Borstel – Leibniz-Zentrum für Medizin und Biowissenschaften, Borstel              
  • Leibniz-Institut für Agrartechnik Potsdam-Bornim e.V., Potsdam             
  • Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin, Hamburg
  • Leibniz-Institut DSMZ-Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH, Braunschweig
  • GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften, Mannheim
  • Leibniz-Institut für Globale und Regionale Studien, Hamburg
  • Leibniz Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie e. V. – Hans-Knöll-Institut, Jena
  • Heinrich-Pette-Institut – Leibniz-Institut für Experimentelle Virologie, Hamburg
  • Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei, Berlin
  • Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, Potsdam
  • Leibniz Institut für Troposphärenforschung, Leipzig
  • Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung, Müncheberg (Mark)
  • Leibniz-Zentrum für Marine Tropenökologie GmbH, Bremen

 

Externe Partner:

  • Universität Hamburg, Fachbereich Sozialwissenschaften, Programmbereich Politikwissenschaft
  • Friedrich-Loeffler-Institut Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit
  • London School of Hygiene and Tropical Medicine

 

Kontakt:

Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW)
in Forschungsverbund Berlin e.V.
Alfred-Kowalke-Str. 17
10315 Berlin
 
Prof. Alex D. Greenwood PhD, +49 30 5168 255, greenwood@izw-berlin.de

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Hintergrundinformation:

Das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) ist eine national und international renommierte Forschungseinrichtung der Leibniz-Gemeinschaft. Mit den Forschungszielen „Anpassungsfähigkeit verstehen und verbessern“ untersucht es die evolutionären Anpassungen von Wildtierpopulationen und ihre Belastungen durch den globalen Wandel und entwickelt neue Konzepte und Maßnahmen für den Artenschutz. Dafür setzt es seine breite interdisziplinäre Kompetenz in Evolutionsökologie und –genetik, Wildtierkrankheiten, Reproduktionsbiologie und –management im engen Dialog mit Interessensgruppen und der Öffentlichkeit ein.

Das IZW gehört zum Forschungsverbund Berlin e.V.

 

Die Leibniz-Gemeinschaft verbindet 89 selbständige Forschungseinrichtungen. Deren Ausrichtung reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum- und Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute bearbeiten gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch relevante Fragestellungen. Sie betreiben erkenntnis- und anwendungsorientierte Grundlagenforschung. Sie unterhalten wissenschaftliche Infrastrukturen und bieten forschungsbasierte Dienstleistungen an. Die Leibniz-Gemeinschaft setzt Schwerpunkte im Wissenstransfer in Richtung Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Leibniz-Institute pflegen intensive Kooperationen mit den Hochschulen ‑ u.a. in Form der WissenschaftsCampi ‑, mit der Industrie und anderen Partnern im In- und Ausland. Sie unterliegen einem maßstabsetzenden transparenten und unabhängigen Begutachtungsverfahren. Aufgrund ihrer gesamtstaatlichen Bedeutung fördern Bund und Länder die Institute der Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen rund 17.500 Personen, darunter 8.800 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Der Gesamtetat der Institute liegt bei 1,5 Milliarden Euro.

www.leibniz-gemeinschaft.de

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