Das Leibniz-IZW ist ein international anerkanntes Forschungsinstitut. Es gehört zum Forschungsverbund Berlin e.V. und ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Unser Ziel ist es, die Anpassungsfähigkeit von Wildtieren im Kontext des globalen Wandels zu verstehen und zum Erhalt von gesunden Wildtierbeständen beizutragen. Dafür erforschen wir die Vielfalt von Lebenslauf-Strategien, die Mechanismen der evolutionären Anpassungen und ihre Grenzen – inklusive Wildtierkrankheiten – sowie die Wechselbeziehungen zwischen Wildtieren, ihrer Umwelt und dem Menschen. Wir setzen Expertise aus Biologie und Veterinärmedizin in einem interdisziplinären Ansatz ein, um Grundlagen- und angewandte Forschung – von der molekularen bis zur landschaftlichen Ebene – in engem Austausch mit Stakeholdern und der Öffentlichkeit durchzuführen. Darüber hinaus stellen wir einzigartige und hochwertige Dienstleistungen für die Wissenschaftsgemeinschaft bereit.

Aktuelle Informationen zur Afrikanischen Schweinepest in Deutschland: Das Leibniz-IZW führt Forschungen zur Populationsdynamik, zur Modellierung von Krankheitsausbrüchen bei Wildschweinen sowie zur Ökologie und Mensch-Tier-Interaktion in urbanen Räumen durch. Die Afrikanische Schweinepest ist eine anzeigepflichtige Krankheit bei Nutztieren und daher sind für alle Fragen zum akuten Infektionsgeschehen die jeweiligen Landeslabore und das Friedrich-Loeffler-Institut (Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit) FLI zuständig.

Aktuelles

Stör auf einem osteuropäischen Fischmarkt (Foto: George Caracas/WWF)
Stör auf einem osteuropäischen Fischmarkt (Foto: George Caracas/WWF)

Wilder Kaviar aus fast allen Herkunftsgebieten ist seit Jahrzehnten illegal, da die Überfischung die Störe an den Rand des Aussterbens brachte. Heute darf Kaviar fast ausschließlich von gezüchteten Stören stammen und es gelten strenge Vorschriften zum Schutz der Störe. Mittels Gen- und Isotopenanalysen von Störproben aus Bulgarien, Rumänien, Serbien und der Ukraine – Ländern, die noch wilde Störpopulationen in der Donau beherbergen – fand ein internationales Team jedoch Beweise, dass diese Vorschriften aktiv gebrochen werden. Ihre Ergebnisse zeigen, dass die Hälfte der untersuchten Kaviar- und Störfleischproben illegal sind und einige nicht einmal eine Spur von Stör enthalten. Die Analysen sind heute in der Fachzeitschrift „Current Biology“ erschienen.

Wolf (Canis lupus) in präferiertem Habitat (Foto: Jan Zwilling/Leibniz-IZW)
Wolf (Canis lupus) in präferiertem Habitat (Foto: Jan Zwilling/Leibniz-IZW)

Die Rückkehr des Wolfs nach Deutschland, die vor rund 23 Jahren in der Lausitz begann, ist ein Prozess von enormer ökologischer und gesellschaftlicher Tragweite. Daher sind ein genaues Verständnis der Wiederbesiedelung des ursprünglichen Lebensraums durch die Raubtiere sowie verlässliche Vorhersagen zu ihrer künftigen potenziellen Verbreitung wertvoll. Ein detaillierter Vergleich unterschiedlicher räumlicher Modellierungsverfahren auf der Basis von Verbreitungsdaten aus 20 Jahren zeigt nun, wie vielschichtig der Prozess der Wiederbesiedelung ist. Von frühen bis zu späten Phasen des Prozesses änderten sich die Habitatpräferenzen des Wolfs von hoher Selektivität hin zu vergleichsweise geringeren Ansprüchen, zeigte jetzt ein Team unter Leitung des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) in der Fachzeitschrift „Diversity and Distributions“. Das Team verfeinerte damit die Modellierungsergebnisse aus dem Jahr 2020, die das Bundesamt für Naturschutz veröffentlichte.

10. Eizellentnahme des BioRescue-Teams beim Nördlichen Breitmaulnashorn Fatu im Juli 2022
10. Eizellentnahme des BioRescue-Teams beim Nördlichen Breitmaulnashorn Fatu im Juli 2022

Das BioRescue-Projekt entwickelt fortschrittliche Technologien der assistierten Reproduktion (aART), um das drohende Aussterben mehrerer Nashornarten und -unterarten zu verhindern. In einer neuen wissenschaftlichen Analyse, die in der Fachzeitschrift "Reproduction" veröffentlicht wurde, wertete das Team 65 aART-Eingriffe aus, die von 2015 bis 2022 durchgeführt wurden und hormonelle Stimulation der Eierstöcke, Entnahme von Eizellen (ovum pick-up, OPU), In-Vitro-Reifung und In-Vitro-Befruchtung (in vitro fertilisation, IVF) von Eizellen sowie Embryokultur und Kryokonservierung umfassten. Die Auswertung zeigt, dass aART sicher und erfolgreich ist ­– 51 Embryonen konnten in 65 Eingriffen ohne schädliche Auswirkungen auf die Gesundheit der betroffenen Tiere produziert werden. Vielmehr kamen regelmäßige OPUs der reproduktiven Gesundheit der Nashornweibchen zugute, indem sie nachweislich die Funktion der Eierstöcke verbesserten, die Zahl der Follikel erhöhten und die Rückbildung pathologischer Strukturen wie Zysten bewirkten.

Vom Wissenschaftsteam gesammelte, identifizierte und auf Viren untersuchte Stechmücken (Foto: Georg Eibner, Charité)
Vom Wissenschaftsteam gesammelte, identifizierte und auf Viren untersuchte Stechmücken (Foto: Georg Eibner, Charité)

Wie hängen Umweltveränderungen, Artensterben und die Ausbreitung von Krankheitserregern zusammen? Die Antwort darauf gleicht einem Puzzle. Ein Puzzlestück haben Forschende der Charité – Universitätsmedizin Berlin in Kooperation mit dem Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) nun im Fachmagazin „eLife“ beschrieben: Sie zeigen, dass die Zerstörung tropischer Regenwälder die Vielfalt an Stechmückenarten vermindert. Gleichzeitig werden widerstandsfähige Stechmückenarten häufiger – und damit auch deren Viren. Gibt es von einer Stechmückenart viele Individuen, können sich deren Viren schnell verbreiten.

Ein Team von Colossal bei einer BioRescue-Prozedur in der Ol Pejeta Conservancy in Kenia (Foto: Steven Seet)
Ein Team von Colossal bei einer BioRescue-Prozedur in der Ol Pejeta Conservancy in Kenia (Foto: Steven Seet)

Vom nördlichen Breitmaulnashorn gibt es Weltweit nur noch zwei lebende Weibchen. Die Partnerschaft mit Colossal Biosciences könnte dazu beitragen, die genetische Vielfalt einer zukünftigen Population von nördlichen Breitmaulnashörnern mittels musealer Proben wiederherzustellen. Dafür hat das amerikanische Unternehmen bahnbrechende Methoden und Techniken entwickelt.  

Deutschland sucht Igel und Maulwurf (Abbildung: Janosch film & medien AG, Berlin)
Deutschland sucht Igel und Maulwurf (Abbildung: Janosch film & medien AG, Berlin)

Vom 15. September bis zum 24. September 2023 startet ein deutschlandweites Igel- und Maulwurfmonitoring mit einem Aktionszeitraum für BürgerwissenschaftlerInnen. Das neue Projekt soll erstmals flächendeckend belastbare Zahlen zu den Beständen von Igel und Maulwurf generieren und wird wissenschaftlich vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) geleitet. Freiwillige können über die Plattform https://nabu-naturgucker.de/igel Sichtungen melden und Fotos hochladen. Organisiert und unterstützt wird das Monitoring durch zahlreiche Organisationen wie der Deutschen Wildtier-Stiftung, der Deutschen Gartenbau-Gesellschaft und dem NABU/Naturgucker.

Todesfalle Kastenfenster - Große Abendsegler im Ukraine-Kriegsgebiet (Foto: A. But)
Todesfalle Kastenfenster - Große Abendsegler im Ukraine-Kriegsgebiet (Foto: A. But)

Der russische Krieg in der Ukraine hat nicht nur schwerwiegende Folgen für die Menschen, sondern wirkt sich auch negativ auf die Populationen städtischer und halbstädtischer Wildtiere in den angegriffenen Städten und Regionen aus. Wissenschaftler:innen des ukrainischen Fledermaus-Rehabilitationszentrums untersuchten vor kurzem die Auswirkungen der kriegsbedingten Gebäudeschäden auf die städtischen Populationen einer wichtigen und weit verbreiteten Fledermausart, der große Abendsegler (Nyctalus noctula), in der Stadt Charkiw im Nordosten der Ukraine. Die Ergebnisse zeigen, dass viele Gebäude, die von Fledermäusen als Schlafplätze genutzt werden, zerstört und etwa 7.000 Fledermäuse getötet wurden. Darüber hinaus sind teilweise zerstörte Gebäude zu einer tödlichen Falle für Fledermäuse geworden, was zu mehreren tausend weiteren Opfern führte. Die Ergebnisse wurden im "Journal of Applied Animal Ethics Research" veröffentlicht.