Verständnis von Wildtiergesundheit und gestörter Homeostase

Der Forschungsfokus auf Wildtiergesundheit ist ein essenzieller Bestandteil des Leibniz-IZW-Forschungsprogramms und trägt maßgeblich zur Mission einer evolutionären Wildtierforschung für den Artenschutz bei. Mit der Mission arbeiten wir auf die Vision des Verständnisses und der Verbesserung der Anpassungsfähigkeit von Wildtieren im Kontext des globalen Wandels hin.

Für die Widerstandsfähigkeit von Wildtieren gegenüber Umweltveränderungen und die Grenzen von Anpassungsfähigkeit spielen Gesundheitsstatus, Belastungszustände und Krankheiten eine wichtige Rolle. Die Wechselbeziehungen von Krankheitserregern und Wirtsorganismen beeinflussen Wildtiere in ihrer gesamten Lebensgeschichte. Aufgrund des gegenwärtigen globalen Wandels sind Wildtierpopulationen einer Vielzahl neuer Krankheitserreger und Übertragungswege ausgesetzt und müssen gleichzeitig anthropogene Herausforderungen bewältigen, die zusätzliche Belastungen erzeugen und sie für Krankheiten anfälliger machen können. Wir erforschen, wie Wildtiere mit „Stressbelastungen“, Infektions- und anderen Krankheiten umgehen und wie diese Reaktion durch Umweltveränderungen beeinflusst wird.

Dieses Leistungsziel wird direkt u.a. in den folgenden Projekten adressiert:

Vergleichende Umwelt-Epigenetik bei Wildtieren

Epigenetische Veränderungen fungieren als flexible Mechanismen, die die Anpassungsfähigkeit an Umweltveränderungen erhöhen. Bisher wurden jedoch hauptsächlich Mütter und deren Nachwuchs untersucht. In unserer Studie untersuchen wir paternal übertragene epigenetische Effekte und fragen außerdem, ob unterschiedliche Umweltveränderungen unterschiedliche oder ähnliche Reaktionen hervorrufen.

Charakterisierung der retroviralen Keimbahninvasionen am Modell des Koala-Retrovirus

Wir nutzen das Koala-Retrovirus, um zu verstehen, wie Viren, insbesondere Retroviren, einen großen Teil des Genoms von Wirbeltieren geformt haben, welche Folgen dieser Prozess für den Wirt hat und um Abwehrmechanismen des Wirts zu identifizieren.

Gesundheitszustand und Krankheiten in der mitteleuropäischen Tieflandwolfpopulation

Wölfe in Deutschland befinden sich überwiegend im Spannungsfeld von Jägern, Vieh- und Schafszüchtern, Naturschutzvereinen, Politik und der allgemeinen Öffentlichkeit. Das Leibniz-IZW liefert evidenzbasierte Forschungsergebnisse, die die Grundlage für das Wolfsmanagement in Deutschland bilden.

Verhaltensökologie und Evolutionsbiologie der Tüpfelhyänen-Population des Ngorongoro-Krater

Wie – und wie gut – reagieren gruppenlebende Tiere auf soziale und ökologische Veränderungen? Um dieser Frage nachzugehen, untersuchen wir die Evolution von Sozialverhalten sowie Verhaltens- und Evolutionsprozesse, die die Lebensgeschichte und die Fitness gruppenlebender Tiere prägen anhand einer gesamten Population wildlebender Tüpfelhyänen (acht Gruppen, mehr als 2500 Individuen), die wir seit 1996 beobachten und für die wir einen fast vollständigen genetischen Stammbaum über neun Generationen erstellt haben.

Öko-Immunologie von Karnivoren mit geringer immun-genetischer Diversität

In diesem Projekt untersuchen wir den Immunphänotyp sowie die Parasiten und Krankheitserreger von zwei Katzenarten, dem Geparden (Acinonyx jubatus) und dem Iberischen Luchs (Lynx pardinus).

Wildtierendokrinologie

Wildtierendokrinologie basiert weitgehend auf dem nicht-invasiven Monitoring von Geschlechtshormonen und von Hormonen der Nebenniere in leicht zugänglichen Subtraten, wie Kot, Urin, Haaren. Unser Labor befasst sich mit Testentwicklung und -validierung bei einer Vielzahl von Wildtieren und kooperiert mit vielen Forschungsprojekten am IZW und darüberhinaus.

Stärkung wissenschaftsbasierter Ansätze im Tierschutz von Wildtieren

Das Leibniz-IZW leistet mit seiner Expertise im Wildtierschutz einen Beitrag für die sach- und artgerechte Haltung von Tieren in menschlicher Obhut und darüber hinaus und entwickelt wissenschaftsbasierte Methoden und Ansätze dafür weiter.

Gesundheit, demographie, ökologische Dynamiken und anthropogene Effekte bei Tüpfelhyänen im Serengeti-Nationalpark

Seit 1987 untersuchen wir das Verhalten, die Ökologie und die Gesundheit von gefleckten Hyänen (Crocuta crocuta) im Serengeti-Nationalpark und verfügen derzeit über detaillierte Informationen zu mehr als 2300 Individuen aus drei Clans.