Mission & Vision

Das Leibniz-IZW führt evolutionäre Wildtierforschung für den Artenschutz durch, die auf die Vision hinarbeitet, die Anpassungsfähigkeit von Wildtieren im Kontext des globalen Wandels zu verstehen und zu verbessern.

Die Vision des Leibniz-IZW umfasst zwei Ziele: (1) das Verständnis der Anpassungsfähigkeit von Wildtieren im Kontext des globalen Wandels und (2) die Konzeption und Gestaltung geeigneter Artenschutzmaßnahmen zur Verbesserung dieser Anpassungsfähigkeit. Das erste Ziel ist die Voraussetzung für die Entwicklung eines Vorhersagerahmens, der Rückschlüsse darauf zulässt, welche Wildtierarten wahrscheinlich durch anthropogene Herausforderungen bedroht sind und welche in stark veränderten Lebensräumen fortbestehen werden. Ein solcher Vorhersagerahmen würde es ermöglichen, den Bedarf an Artenschutzmaßnahmen zu antizipieren. In unserem zweiten Ziel identifizieren wir förderliche und hinderliche Bedingungen für Artenschutzmaßnahmen und entwickeln und testen Interventionen, um die Lebensfähigkeit von Wildtierpopulationen zu erhöhen.

Unser Wissen über die komplexen Wechselwirkungen zwischen Wildtieren und ihrer Umwelt ist immer noch begrenzt. Daher ist es schwierig, die Reaktion von Arten auf Veränderungen in ihrer Umwelt vorherzusagen. Solche Vorhersagen sind jedoch dringend erforderlich, um geeignete Schutzmaßnahmen zu konzipieren und den Einsatz von Ressourcen im Artenschutz effektiv zu priorisieren. Da viele Wildtierarten eine Schlüsselrolle in Ökosystemen spielen, ist es wahrscheinlich, dass Störungen, die sie betreffen, im System nachwirken und zum Verlust wichtiger Ökosystemdienstleistungen führen. Daher sind Einblicke in die Mechanismen und Folgen der wahrscheinlichen Reaktionen von Wildtieren auf anthropogenen Druck dringend erforderlich. Wir müssen wissen, ob Individuen, Populationen, Arten oder Artengemeinschaften das Potenzial haben, Herausforderungen zu bewältigen, unter welchen Bedingungen (die in der evolutionären Vergangenheit der Arten entstandenen) Anpassungen wahrscheinlich scheitern, ob aktuell durchgeführte Artenschutzmaßnahmen die Situation verbessern und welche Faktoren künftige Maßnahmen berücksichtigen sollten.

Unsere langfristige Forschungsstrategie spiegelt diese Überlegungen wider und konzentriert sich auf das Konzept der Anpassungsfähigkeit von Wildtieren im Kontext von Umweltveränderungen. Wir verwenden den Begriff Anpassungsfähigkeit, um das Potenzial zur Bewältigung von Umweltveränderungen zu beschreiben. Dazu gehören sowohl die Resistenz – das Ausmaß, in dem Wildtiere von bestimmten Umweltveränderungen betroffen sind – als auch die Resilienz – das Ausmaß und die Geschwindigkeit, mit der sich Individuen oder eine Population nach einer Umweltveränderung / Beeinträchtigung / Herausforderung langfristig erholen.

Leibniz-IZW-Forschung und die Ziele der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung (SDG)

Unsere Arbeit ist im Zusammenhang mit zwei UN-Zielen für nachhaltige Entwicklung von großer Bedeutung: Ziel 3 „Gesundes Leben und Wohlbefinden für alle“ und Ziel 15 „Landökosysteme schützen“ – letzteres umfasst auch das das Ziel, den Verlust der biologischen Vielfalt zu stoppen. Im Hinblick auf die Gesundheit trägt das Leibniz-IZW zum Konzept „One Health“ bei, das die Einsicht anerkennt, dass die Gesundheit des Menschen, aller anderen Organismen und der Umwelt untrennbar miteinander verbunden sind. In diesem Zusammenhang generiert das Leibniz-IZW Erkenntnisse über die Übertragung und die Folgen von Krankheiten bei Wildtieren – ein Bereich, der im Vergleich zur Gesundheit von Mensch sowie Haus- und Nutztieren nach wie vor vernachlässigt wird.

Ziel 15 „Landökosysteme schützen“ ist von zentraler Bedeutung im gegenwärtigen Zeitalter des Anthropozän, in dem praktisch alle Ökosysteme der Erde durch menschliche Aktivitäten beeinflusst werden und schätzungsweise 1 Million Arten vom Aussterben bedroht sind. Da der Mensch auf vielfältige Ökosystemleistungen angewiesen ist, wird der absehbare Artenverlust schwerwiegende Auswirkungen haben – nicht nur auf die Umwelt, sondern auch auf die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung. Dennoch werden das Ausmaß und die Folgen der Biodiversitätskrise von den politischen Entscheidungsträgern, den Wirtschaftsakteuren und der breiten Öffentlichkeit nicht ausreichend anerkannt. Bisherige Bemühungen, das Artensterben zu verlangsamen, haben sich nicht als ausreichend erwiesen. Vor diesem Hintergrund betreibt das Leibniz-IZW evolutionäre Wildtierforschung, um eine wissenschaftliche Grundlage für den Erhalt der biologischen Vielfalt zu schaffen.