Mit Abendseglern und Mausohren durch die Berliner Nacht – Fledermausforscher für die finale Projektrunde gesucht!
Berlin ist die Hauptstadt der Fledermäuse. Von den 25 in Deutschland vorkommenden Arten sind 18 in Berlin nachgewiesen. Um mehr darüber herauszufinden, wo im Stadtgebiet welche Fledermausarten unterwegs sind und ob Grün- und Waldflächen innerhalb der Stadt einen Rückzugsort für seltene Arten bieten, führt das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) seit Mai 2019 ein Citizen-Science-Projekt über Fledermäuse in Berlin durch. Für die dritte und letzte Projektphase werden nun neugierige Berlinerinnen und Berliner gesucht, die Hauptstadt-Fledermäuse ‚belauschen‘. Die Teilnehmenden erhalten hierfür leihweise vom Leibniz-IZW einen modernen Fledermausdetektor, mit dem sie entlang festgelegter Strecken in Berlin Fledermausrufe aufzeichnen. Wer mitmachen möchte, kann sich bis zum 08. März 2020 um die Teilnahme am Projekt bewerben.
Parallel zum Projekt „Wildtierforscher Berlin“, in dem Bürgerwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler beispielsweise das Vorkommen von Füchsen und Dachsen mit Hilfe von Wildtierkameras erfassen, können die Teilnehmenden in diesem Projekt Fledermäuse auf ihren nächtlichen Streifzügen belauschen und die Ultraschallrufe der Tiere aufzeichnen. Die Teilnehmenden verwenden dazu einen modernen „intelligenten“ Detektor, der die Rufe von Fledermäusen erkennt, für Menschen hörbar macht und zugleich aufzeichnet. Die nächste Feldphase startet nach den Osterferien am 20. April 2020. Berlinerinnen und Berliner, die gern ihrem Forscherdrang nachgehen möchten und ausreichend mobil sind, eine Strecke von 2 bis 3 km zurückzulegen, können sich bis zum 08. März 2020 auf der Internetplattform www.fledermausforscher-berlin.de um eine Teilnahme am Projekt bewerben und aus 60 festgelegten Wegstrecken ihre Favoriten auswählen. Die Anzahl der Teilnehmenden ist auf 60 begrenzt.
Im Rahmen des Projektes erfahren die Bürgerwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler viel über das Leben von Fledermäusen in der Stadt und erhalten einen Einblick in die Rufauswertung. Sie bekommen die Möglichkeit, selbst zu Forschern zu werden und ein Verständnis für den wissenschaftlichen Prozess zu gewinnen – von der Datensammlung bis zur Auswertung und Interpretation der Ergebnisse. Bei Interesse können sie an einem Workshop teilnehmen, bei denen ihnen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Leibniz-IZW Grundlagen der statischen Auswertung erklären. So können sie beispielsweise mit Hilfe von statistischen Tests ihre und die Daten aller Teilnehmenden auswerten und ihre Ergebnisse im Online-Forum diskutieren.
Die Ergebnisse aus den ersten beiden Runden waren eindrucksvoll: „Die Teilnehmenden haben insgesamt mehr als 350.000 Rufe von mehr als fünf Arten aufgenommen“, sagt Projektkoordinatorin Anke Schumann. „Darunter waren beispielsweise die Rauhautfledermaus, die jedes Jahr zwischen dem Baltikum im Nordosten und Süd-West-Europa hin- und herwandert, und die Mückenfledermaus, die nur vier bis acht Gramm wiegt und damit ein echtes Leichtgewicht unter den Fledermäusen ist. Zum Vergleich: Ein Zuckerwürfel wiegt ungefähr drei Gramm.“ Eine Projektteilnehmerin fasste ihre Erfahrungen so zusammen: „Es war faszinierend die Fledermäuse zu hören, wenn sie vorbei flogen. Ohne den Detektor hätte ich die meisten Fledermäuse gar nicht gesehen. Ich überlege mir jetzt selbst einen Fledermausdetektor zuzulegen. Hat wirklich Spaß gemacht.“
„Für Singvögel ist ein regelmäßiges Monitoring seit langem etabliert. Für Fledermäuse sind die Daten hingegen ausgesprochen rar. Daher hoffen wir, dass auch in der dritten Runde wieder viele fledermausbegeisterte Berlinerinnen und Berliner mitmachen. Perspektivisch wäre es spannend zu untersuchen, wie sich die Fledermausfauna in der Stadt über die Jahre hinweg verändert“, erklärt Projektleiterin Dr. Miriam Brandt.
WTimpact ist ein Verbundprojekt des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) in Berlin, des Leibniz-Instituts für Troposphärenforschung (TROPOS) in Leipzig, des Leibniz-Instituts für die Pädagogik der Naturwissenschaften und der Mathematik (IPN) in Kiel und des Leibniz-Instituts für Wissensmedien (IWM) in Tübingen. Es wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.
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