Reproduktions- und Stammzellforscher erstellen Rettungsplan für Nördliches Breitmaulnashorn

Das Nördliche Breitmaulnashorn Nabiré, ein 32-jähriges Weibchen im ZOO Dvůr Králové, starb leider am 27. Juli 2015.  Foto: Joel Sartore
Das Nördliche Breitmaulnashorn Nabiré, ein 32-jähriges Weibchen im ZOO Dvůr Králové, starb leider am 27. Juli 2015. Foto: Joel Sartore

Ein internationales Forscherteam hat einen Rettungsplan für die weltweit letzten drei Nördlichen Breitmaulnashörner (Ceratotherium simum cottoni) aufgestellt. Ziel ist es, die drei letzten Nashörner und Gewebeproben der bereits verstorbenen Individuen zu nutzen, um eine lebensfähige selbsterhaltende Population zu schaffen. Dazu setzen die Forscher aktuelle Erkenntnisse aus der Reproduktions- und Stammzellforschung ein.

Unter der Leitung des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (IZW), dem San Diego Zoo Global (USA), dem Tiergarten Schönbrunn (Österreich) und dem ZOO Dvůr Králové (Tschechische Republik) haben Experten einen Rettungsplan für das Nördliche Breitmaulnashorn entwickelt.
Die Forscher beabsichtigen, Nördliche Breitmaulnashörner mithilfe von natürlichen Keimzellen der letzten lebenden Individuen sowie induzierten pluripotenten Stammzellen (iPS-Zellen) zu vermehren. Die iPS-Zellen können aus Körperzellen wie z. B. der Haut gewonnen werden. In der Zukunft könnte es möglich sein, diese iPS-Zellen gezielt in Zellen wie Neuronen, Herzmuskelzellen oder sogar in Keimzellen ausreifen zu lassen. Sollte alles nach Plan verlaufen, können diese anschließend nach der künstlichen Befruchtung in eine Leihmutter eingebracht werden. Am Ende würden fortpflanzungsfähige Nördliche Breitmaulnashörner entstehen. Der erstmalige Einsatz der Stammzellentechnologie für den Artenschutz ist bahnbrechend. Ein Erfolg bietet neue Möglichkeiten im Kampf gegen das rasante, vom Menschen verursachte Artensterben. 

Auf dem vom 3. bis 6. Dezember in Wien stattgefundenen Expertentreffen „Conservation by Cellular Technologies“ kamen internationale Wissenschaftler von vier Kontinenten zu dem Schluss, dass eine Rettung des Nördlichen Breitmaulnashorns nur noch durch den Einsatz von zellulären Techniken möglich ist. Ein Teilnehmer des Treffens, der japanische Stammzellforscher Katsuhiko Hayashi (Kyushu University), hat bereits aus einfachen Hautzellen ganze Mäuse wachsen lassen. Nun arbeitet ein internationales Forscherteam daran, dieses Erfolgsmodell auf das Nördliche Breitmaulnashorn zu übertragen.

Seit dem Tod von Nola, einem 41-jährigen Nördlichen Breitmaulnashorn, im San Diego Zoo Safari Park in Kalifornien am 22. November 2015 und Nabiré, einem 32-jährigen Weibchen, im ZOO Dvůr Králové am 27. Juli 2015 verbleiben nur noch drei Exemplare dieser einzigartigen Tierart. Diese drei Individuen, ein Männchen und zwei Weibchen, leben momentan im Ol Pejeta Conservancy in Kenia. Das Alter der Tiere sowie Schwierigkeiten bei deren Reproduktion machen eine Vermehrung auf natürlichem Wege unwahrscheinlich. Allerdings wird die DNA von einem Dutzend Individuen des Nördlichen Breitmaulnashorns in Genbanken in Berlin und San Diego aufbewahrt. Die Experten nutzen diese genetische Information, um die Art vor dem Aussterben zu bewahren.

Die ersten Arbeiten an den noch verbleibenden Zellen des Nördlichen Breitmaulnashorns haben bereits begonnen. Der gesamte Rettungs- und Forschungsplan wird nächstes Jahr in Form eines aktuellen Statuspapiers (White Paper) veröffentlicht.

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Hintergrundinformationen:

Das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) ist eine national und international renommierte Forschungseinrichtung der Leibniz-Gemeinschaft. Mit den Forschungszielen „Anpassungsfähigkeit verstehen und verbessern“ untersucht es die evolutionären Anpassungen von Wildtierpopulationen und ihre Belastungen durch den globalen Wandel und entwickelt neue Konzepte und Maßnahmen für den Artenschutz. Dafür setzt es seine breite interdisziplinäre Kompetenz in Evolutionsökologie und –genetik, Wildtierkrankheiten, Reproduktionsbiologie und –management im engen Dialog mit Interessensgruppen und der Öffentlichkeit ein.
www.leibniz-izw.de

 

Der Tiergarten Schönbrunn ist der älteste Zoo der Welt. Er wurde 1752 gegründet und ist Teil des UNESCO Weltkulturerbes Schönbrunn. Mit einer einzigartigen Verbindung von Denkmalschutz und zeitgemäßer Tierhaltung bietet der Zoo einen Lebensraum für über 700, zum Teil hochbedrohte Tierarten, wie die seltenen Großen Pandas. Vier Mal in Folge wurde er als bester Zoo Europas ausgezeichnet. Dieser einzigartige Zoo wird wissenschaftlich geführt und hat das Ziel, seine Besucher für die Welt der Tiere zu begeistern und ihr Bewusstsein für deren Schutz zu wecken. Der Tiergarten Schönbrunn ist heute nicht nur ein beliebter Erholungsraum, sondern auch ein Bildungszentrum, Schauplatz für Forschung und Lehre sowie ein starker Partner für Natur- und Artenschutzprojekte.
www.zoovienna.at

 

Das Ziel des San Diego Zoo Global ist es, Arten vor dem Aussterben zu bewahren. Die Arbeit des San Diego Zoo Global, welcher führend im Bereich Artenschutz ist, beinhaltet Vor-Ort-Artenschutzbemühungen (sowohl für Pflanzen als auch Tiere) im San Diego Zoo, San Diego Zoo Safari Park und San Diego Zoo Institute for Conservation Research sowie internationale Programme auf sechs Kontinenten. Die Arbeit dieser Institutionen wird Kindern durch das San Diego Zoo Kids network über das Internet und landesweit in Kinderkrankenhäusern zugänglich gemacht. Die Arbeit desSan Diego Zoo Global wird ermöglicht durch die San Diego Zoo Global Wildlife Conservancy und zum Teil von der Stiftung des San Diego Zoo Global unterstützt.
www.sandiegozooglobal.org/overview

 

ZOO Dvůr Králové ist seit den späten 1970er Jahren einer der weltweit wichtigsten Züchter afrikanischer Huftiere. Der Zoo widmet sich dem Schutz afrikanischer Wildtiere durch Anwendung von ex-situ und in-situ Methoden sowie durch Förderung der afrikanischen Kultur und des Wildtierschutzes. Vier Nördliche Breitmaulnashörner wurden im Zoo geboren. Im Jahr 2009 kollaborierte er mit seinen Partnern, um die vier Tiere ins Ol Pejeta Conservancy in Kenia zu überführen – in der Hoffnung, dadurch ihre Fortpflanzung zu begünstigen.
www.zoodvurkralove.cz/en/

 

Kontakt:
 
Steven Seet
seet@izw-berlin.de
Stabstelle Presse & Kommunikation
Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW)
im Forschungsverbund Berlin e.V.
Alfred-Kowalke-Straße 17
10315 Berlin
DEUTSCHLAND
 
Postfach 70 04 30, 10324 Berlin
Tel. + 49 - 30 - 51 68 - 125
Mobil + 49 - 177 857 26 73
Fax + 49 - 30 - 51 26 - 104
 
 
Christina Simmons
csimmons@sandiegozoo.org
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p. 619 685 3291  c. 619 318 3348
P.O. Box 120551
San Diego, CA 92112-0551
USA      
 
 
Dr. Thomas Voracek
office@zoodoc.at
Tierärztliche Ordination Tiergarten Schönbrunn
Seckendorff - Gudent Weg 6
1130 Wien
Österreich
 
Tel: +43 (0)1 - 8772001
Fax: +43 (0)1 - 8772080
 
 
Jan Stejskal
jan.stejskal@zoodvurkralove.cz
Vedoucí komunikace a mezinárodních projektů /
Director of Communication and International Projects
ZOO Dvůr Králové
544 01 Dvůr Králové nad Labem
Tschechische Republik
 
Tel: +420 608 009 072 | +420 499 311 226