Evidenzbasierter Arten- und Habitatschutz am Beispiel von asiatischen und afrikanischen Nashörnern

Nashörner sind durch Wilderei und den Verlust ihres Lebensraums stark vom Aussterben bedroht, verbliebene Bestände existieren oftmals nur noch in fragmentierten Restpopulationen. Das Projekt erforscht die Gründe für diesen drastischen Rückgang und versucht, Lösungsansätze zu finden, die ein Aussterben verhindern könnten.

Projektdetails
Laufzeit: seit 10/2009
Drittmittelfinanziert: ja
Beteiligte Abteilung(en): Abt. Evolutionäre Ökologie, Abt. EvolutionsgenetikAbt. Ökologische DynamikenAbt. Reproduktionsmanagement
Projektleitung im Leibniz-IZW: Petra Kretzschmar (Abt. Evolutionäre Ökologie)
Projektbeteiligte im Leibniz-IZW: Robert Risch (Abt. Evolutionäre Ökologie), Alexandre Courtiol (Abt. Evolutionsgenetik), Stephanie Kramer-Schadt (Abt. Ökologische Dynamiken), Thomas Hildebrandt, Robert Hermes, Frank Göritz (alle: Abt. Reproduktionsmanagement)
Konsortialpartner: Zoo Leipzig, SOS Rhino, Rettet den Regenwald, Rhino and Forest Fund
Aktuelle Förderorganisation: Zoo Leipzig, Rettet den Regenwald, SOS Rhino
Forschungsschwerpunkte: Verständnis von Merkmalen und evolutionären Anpassungen
Verständnis von Herausforderungen für Wildtiere
Verbesserung der Lebensfähigkeit von Wildtierpopulationen

 

In unserem Studiengebiet, dem Tabin-Wildtierreservat in Sabah, Malaysia, untersuchen wir seit dem Jahr 2009 die Gründe für den drastischen Rückgang der Sumatra-Nashörner in Borneo und versuchen Lösungsansätze zu finden, wie das Aussterben weiterer Großsäuger verhindert werden kann. Für die Ursachenforschung nutzen wir sowohl historisches Datenmaterial, Populationsmodelle als auch Fernerkundungsdaten. Wir untersuchen u.a. Ressourcennutzung und identifizieren Habitate, die von Nashörnern vermieden werden. Die hieraus gewonnenen Erkenntnisse dienen dazu, politische Entscheidungsträger und Artenschutz-Organisationen zu beraten und die letzten verbliebenen Individuen der Art in Indonesien zu retten (Sabah-Nashorn-Teilprojekt, Abteilung Reproduktionsmanagement, Abteilung Ökologische Dynamiken).

In einem weiteren Schritt untersuchen wir Möglichkeiten, wie mittels Vernetzung isolierter Lebensräume ein Rückgang weiterer Großsäuger verhindert werden kann. Die Arbeit hierzu wird in enger Kooperation mit dem Rhino and Forest Fund durchgeführt. Der Verein kauft landwirtschaftlich genutzte Flächen, hauptsächlich Ölpalmplantagen, und wandelt diese mittels Aufforstung in naturnahen Regenwald um. Am Leibniz-IZW begleiten wir diesen Prozess wissenschaftlich und untersuchen anhand von Kamerafallen und Satellitentelemetrie, wie die Biodiversität sowie die Qualität der Böden in diesen stark degradierten Lebensräumen wieder zunehmen (Tabin-Kulamaba-Korridor-Teilprojekt).

In Südafrika führen wir eine Langzeitstudie zum Sozialverhalten und zur Populationsbiologie von Spitz- und Breitmaulnashörnern durch. Unsere Forschungen konzentrieren sich hierbei auf private Wildtierfarmen. Hier untersuchen wir u.a. die verschiedenen Faktoren, die das Wachstum der Populationen von Breit- und Spitzmaulnashörnern beeinflussen. Weiterhin erforschen wir mittels Vaterschaftsanalysen die Auswirkungen des artspezifischen Sozialverhaltens (Partnerwahl) auf die genetische Variabilität beider Nashornarten. Ähnlich wie beim Sumatra-Nashorn zeigt sich hier, dass die Zerstückelung der Habitate langfristig zu einer Bedrohung der Arten führen kann. Die Ergebnisse unserer Arbeit nutzen wir, um Management-Empfehlungen zu formulieren, die NGOs und Naturschutzbehörden dazu dienen, das Überleben der afrikanischen Nashörner zu sichern (Afrikanisches Nashorn-Teilprojekt, Abteilung Evolutionsgenetik).

Ausgewählte Publikationen

Kretzschmar P, Auld H, Boag P, Gansloßer U, Scott C, Van Coeverden de Groot P J, Courtiol A (2019): Mate choice, reproductive success and inbreeding in white rhinoceros: New insights for conservation management. EVOL APPL. doi:10.1111/eva.12894.

Gardner P, Goossens B, Wern JGE, Kretzschmar P, Bohm T, Vaughan IP (2018): Spatial and temporal behavioural responses of wild cattle to tropical forest degradation. PLOS ONE 13, e0195444. doi:10.1371/journal.pone.0195444.

Kretzschmar P, Kramer-Schadt S, Ambu L, Bender J, Bohm T, Ernsing M, Göritz F, Hermes R, Payne J, Schaffer N, Thayaparan, ST, Zainal, ZZ, Hildebrandt TB, Hofer H (2016): The catastrophic decline of the Sumatran rhino (Dicerorhinus sumatrensis harrissoni) in Sabah: Historic exploitation reduced female reproductive performance and population viability. GLOB ECOL CONSERV 6, 257-275. doi:10.1016/j.gecco.2016.02.006.

Cinkova I, Ganslosser U, Kretzschmar P (2016): Effect of supplementary feeding on social behaviour and distribution patterns of free-ranging southern white rhinoceros. MAMMALIA 81, 433–443. doi:10.1515/mammalia-2016-0016.

Ancrenaz M, Sollmann R, Meijaard E, Hearn AJ, Ross J, Samejima H, Loken B, Cheyne SM, Stark DJ, Gardner PC, Goossens B, Mohamed A, Bohm T, Matsuda I, Nakabayasi M, Lee SK, Bernard H, Brodie J, Wich S, Fredriksson G, Goro H, Harrison ME, Kanamori T, Kretzschmar P, Macdonald DW, Riger P, Spehar S, Ambu LN, Wilting A (2014): Coming down from the trees: Is terrestrial activity in Bornean orang-utans natural or disturbance driven? SCI REP 4, 4024. doi:10.1038/srep04024.