Fledermaus-Immunologie

Die Gruppe der Fledertiere (Chiroptera) ist nach den Nagetieren die zweitgrößte Säugetiergruppe. Fledermäuse haben einzigartige physiologische Anpassungen mit Relevanz für ihre Krankheitsanfälligkeit und Reservoir-Kompetenz. In diesem Projekt zielen wir darauf ab, die Faktoren zu beschreiben und zu verstehen, die die Variabilität der Fledermausimmunität innerhalb und zwischen den Arten beeinflussen. 

Projektdetails
Laufzeit: seit 03/2010
Drittmittelfinanziert: nein
Beteiligte Abteilung(en): Abt. Wildtierkrankheiten, Abt. Evolutionäre Ökologie, Abt. Evolutionsgenetik, Abt. Reproduktionsbiologie
Projektleitung im Leibniz-IZW: Gábor Czirják (Abt. Wildtierkrankheiten)
Projektbeteiligte im Leibniz-IZW: Christian Voigt (Abt. Evolutionäre Ökologie), Jörns Fickel (Abt. Evolutionsgenetik), Gudrun Wibbelt, Alex Greenwood (alle: Abt. Wildtierkrankheiten), Beate Braun (Abt. Reproduktionsbiologie)
Konsortialpartner: Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie, University of Georgia (USA), Montana State University (USA), Muséum national d'Histoire naturelle (Frankreich), Universität von Tel Aviv (Israel), Emory University (USA)
Aktuelle Förderorganisation: -
Forschungsschwerpunkte:
Verständnis von Merkmalen und evolutionären Anpassungen
Verständnis von Wildtiergesundheit und gestörter Homeostase
Verständnis von Herausforderungen für Wildtiere
Entwicklung neuer Theorien, Methoden und Werkzeuge

 

Die Gruppe der Fledertiere (Chiroptera) ist nach den Nagetieren die zweitgrößte Säugetiergruppe. Fledermäuse haben einzigartige physiologische Anpassungen, erbringen wichtige Ökosystemleistungen, sind aber durch verschiedene anthropogene Aktivitäten bedroht. Sie sind sehr mobil und sozial, sind Wirte für eine Vielzahl zoonotischer Krankheitserreger und lassen sich relativ leicht fangen und beproben. Diese Eigenschaften machen sie zum idealen Modell zur Erforschung von Krankheiten und Öko-Immunologie.

Seit kurzem stehen Fledermäuse als wichtige Reservoirs für verschiedene neu auftretende Viren im Mittelpunkt humanorientierter Ansätze in der Infektionskrankheitsforschung. Sie sind außerdem anfällig für andere, extrazelluläre Krankheitserreger wie Bakterien und Pilze. Unsere Arbeiten auf dem Gebiet der Fledermausimmunologie zielen darauf ab, die immunologische Grundlage dieser beobachteten Unterschiede in der Anfälligkeit zu beschreiben und zu verstehen, Faktoren abzugrenzen, die die artspezifischen Unterschiede im Phänotyp des Chiroptera-Immunsystems erklären, den Einfluss verschiedener anthropogener Aktivitäten (z.B. Habitat-Zerstörung, Umweltverschmutzung) auf ihren Gesundheitszustand und ihre Folgen auf die Reservoir-Kompetenz zu verstehen. Wir sind insbesondere daran interessiert, wie sich die Arten immunologisch an Überwinterung (mit den Abteilungen Evolutionäre Ökologie, Evolutionsgenetik, Reproduktionsbiologie), Migration (mit Abt. Evolutionäre Ökologie) und Reproduktion angepasst haben. Ein Hauptanliegen all unserer Projekte ist die kontinuierliche Verbesserung des immunologischen Instrumentariums, das für Wildtierarten zur Verfügung steht, wobei der Schwerpunkt auf artenunspezifischen Assays liegt.

Neben Fledermäusen kollaborieren  wir intern und extern bei ähnlichen Fragen sowohl an verschiedenen Vogel- und Säugetierarten.

Ausgewählte Publikationen

Schneeberger K, Czirják GÁ, Voigt CC (2013): Inflammatory challenge increases measures of oxidative stress in a free-ranging, long-lived mammal. J EXP BIOL 216, 4514-4519. doi:10.1242/jeb.090837.

Schneeberger K, Czirják GÁ, Voigt CC (2013): Measures of the constitutive immune system are linked to diet and roosting habits of Neotropical bats. PLOS ONE 8, e54023. doi:10.1371/journal.pone.0054023.Hecht A, Braun BC, Krause E, Voigt CC, Greenwood AD, Czirják GÁ (2015): Plasma proteomic analysis of active and torpid greater mouse-eared bats (Myotis myotis). SCI REP 5, 16604. doi:10.1038/srep16604.

Becker DJ, Chumchal MM, Bentz AB, Platt SG, Czirják GÁ, Rainwater TR, Altizer S, Streicker DG (2017): Predictors and immunological correlates of sublethal mercury exposure in vampire bats. R SOC OPEN SCI 4, 170073. doi:10.1098/rsos.170073.

Seltmann A, Czirják GÁ, Courtiol A, Bernard H, Struebig M, Voigt CC (2017): Habitat disturbance results in chronic stress and impared health status in forest-dwelling paleotropical bats. CONS PHYSIOL 5, cox020. doi:10.1093/conphys/cox020.

Becker DJ, Czirják GÁ, Volokhov DV, Bentz AB, Carrera JE, Camus MS, Navara KJ, Chizhikov VE, Fenton MB, Simmons NB, Recuenco SE, Gilbert AT, Altizer S, Streicker DG (2018): Livestock abundance predicts vampire bat demography, immune profiles and bacterial infection risk. PHILOS TRANS R SOC LOND B BIOL SCI 373, 20170089. doi:10.1098/rstb.2017.0089.

Costantini D, Czirják GÁ, Bustamante P, Bumrungsri S, Voigt CC (2019): Impacts of land use on an insectivorous tropical bat: the importance of mercury, physio-immunology and trophic position. SCI TOTAL ENVIRON 671, 1077-1085. doi:10.1016/j.scitotenv.2019.03.398.

Fritze M, Costantini D, Fickel J, Wehner D, Czirják GÁ*, Voigt CC* (2019): Immune response of hibernating European bats to a fungal challenge. BIOL OPEN 8, bio046078. (*These authors contributed equally). doi:10.1242/bio.046078.

Hecht-Höger A, Braun BC, Krause E, Meschede A, Krahe R, Voigt CC, Greenwood AD, Czirják GÁ (2020): Plasma proteomic profiles differ between European and North American myotid bats colonized by Pseudogymnoascus destructans. MOL ECOL. doi:10.1111/mec.15437. [Epub ahead of print].